„Ja, aber die ÖPNV-Ticketpreise…!“ – Vom wichtigen Feedback am falschen Ort

Franziska Kalkbrenner • 1. März 2025

Wer schon mal Bürgerinnen und Bürger auf einer öffentlichen Beteiligungsveranstaltung um Feedback für eine Planung o.ä. ersucht hat, der weiß: Nicht immer passt das, was man kriegt, zu dem, was man sucht.

Auf Beteiligungsveranstaltungen ist es mir schon oft passiert, dass das Feedback der Bürger*innen nichts mit dem Thema der Veranstaltung zu tun hatte. Da ging es dann z.B. bei einem Projekt zur Innenstadtentwicklung plötzlich um die Frage, „warum der Oberbürgermeister die ÖPNV-Tickets so teuer gemacht hat“. Als Mitarbeiter*in der Verwaltung weiß man natürlich: So einfach ist es nicht. Dennoch ist das Anliegen verständlich. Nur mit der aktuellen Beteiligung hat es leider wenig zu tun…


In dem Fall sind meine Gesprächspartnerin und ich am Ende beide nur halb zufrieden aus dem Gespräch gegangen: Zwar mit besserem Verständnis füreinander, aber von der Erfüllung unseres jeweiligen Anliegens genausoweit entfernt wie vorher.


Wie lassen sich solche Situationen vermeiden? Oder anders: Wie sorgt man als Verwaltungsmitarbeiter*in dafür, dass das Bürgerfeedback zur Fragestellung passt und im Rahmen des Verfahrens auswertbar ist?


Hier sind 3 Tipps aus meiner Erfahrung:


  • Tipp Nr. 1: Sich eine Fragestellung überlegen. Klingt naheliegend, ist es aber nicht. Viele Beteiligungsveranstaltungen wollen „ergebnisoffen“ sein, obwohl es das Verfahren gar nicht her gibt: Es hat keinen Sinn, breit nach Wünschen und Visionen zu fragen, wenn das Verfahren dafür keinen Spielraum (mehr) bietet. Besser wäre es, wenn man sich als Beteiligungs-Macher fragt: „Warum genau wollen wir uns mit den Bürger*innen zum Zeitpunkt X zusammensetzen? Was will ich von ihnen wissen?“ Wenn hier Klarheit herrscht, lässt sich leichter eine Frage oder ein Anliegen formulieren, welches das Bürgerfeedback sinnvoll einzufangen vermag.


  • Tipp Nr. 2: Die Beteiligung vernünftig ankündigen. Nicht immer geht es darum, eine „Meinung abzugeben“. Nicht immer sind „Ideen gefragt“. Und soll auf Ihrer Veranstaltung wirklich „gemeinsam diskutiert“ werden? Auch „mitreden“ weckt gewisse Erwartungen. Seien Sie achtsam, welche Worte Sie wählen und bleiben Sie möglichst nah dran an dem, was Sie wirklich wollen (und was das Verfahren hergibt).


  • Tipp Nr. 3: Ehrlich sein. Eine Beteiligung findet nicht im luftleeren Raum statt. Daher ist es auch legitim, dass nicht jedes Verfahren jegliche Offenheit im Prozess hergibt. Oft sind die Rahmenbedingungen komplex. Das darf auch so gesagt werden – und dann bitte auch in einfachen Worten und an geeigneter Stelle (z.B. auf der Website) erläutert werden.


Mit klarer Fragestellung, präziser Ankündigung und transparenter Kommunikation wird aus wildem Stimmgewirr verwertbares Feedback. So gewinnen Sie nicht nur gute Hinweise für Ihre Planung, sondern steigern zugleich die Zufriedenheit der Beteiligten und das Vertrauen in Ihre Verwaltung.

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von Franziska Kalkbrenner 9. Mai 2025
Gerade bei emotionalen Themen entstehen in Veranstaltungen der Bürgerbeteiligung schnell Konfrontationen und Streitgespräche. Um einen konstruktiven Austausch zum Thema zu ermöglichen, nutzten wir beim Bürgergespräch Medienvertrauen in Sachsen 2025 einen anderen Ansatz. So kamen die Bürger/-innen wirklich ins Gespräch miteinander und ihre Fragen standen im Fokus der Podiumsdiskussion.
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von Franziska Kalkbrenner 15. März 2024
Was in der (Stadt-)Forschung transdisziplinäres Arbeiten ist, heißt in der Verwaltung integriertes Arbeiten. Um mit der Stadtentwicklung den komplexen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen, braucht es auch in Verwaltungen die Fähigkeit, fachübergreifend zu denken und zu arbeiten. Beteiligungsverfahren gewinnen an Qualität, wenn die einzelnen Mitarbeiter*innen der Fachabteilungen sich bewusst sind, dass ihre Planung nicht isoliert zu betrachten ist. Noch besser wird es, wenn sich dieses Bewusstsein in ihrer Projektplanung und dem Beteiligungskonzept spiegelt. Mein Ansatz ist es, Mitarbeiter*innen der Verwaltung genau dahingehend zu stärken. Denn ich bin überzeugt: Wenn „die Forschung“ das transdisziplinäre Arbeiten lernt, dann kann es „die Verwaltung“ auch.